Das Wappen von Rückersdorf: |
Amtliche
Beschreibung: Bedeutung
der Wappenelemente: Das rote Schildchen
mit dem silbernem Schrägbalken ist das Siegel eines "Albertus
de Rukerstorf". Dieser stammt aus einem Reichsministerialiengeschlecht
des 13. Jahrhunderts, welches sich nach seinem Sitz - Rückersdorf
- benannte. Die Reichsfarben Rot und Silber verweisen auf die ehemalige
Reichsfreiheit des Ortes. |
Herkunft des Ortsnamens: Der Ortsname "Rückersdorf"
leitet sich von einer Person namens Ruodger ab, der auf dem heutigen
Gemeindegebiet wahrscheinlich als erster eine Art Hof mit den dazugehörigen
Gebäuden errichtete und verwaltete. Der Name Ruodger (heute Rüdiger)
war im Mittelalter zusammen mit den Vornamen der Helden aus der mittelalterlichen
Sagenwelt damals weit verbreitet und beliebt. Er setzt sich aus folgenden
germanischen Wortbestandteilen zusammen.hruod = Ruhm und ger = Speer.Bei
einem Ruodger (bzw. heute Rüdiger) muss es sich also um einen Soldaten
gehandelt haben, der sich im Kampf Ruhm erworben und mit dem Speer gekämpft
hat. Entwicklung des Ortsnamens: Die Entwicklung des
Ortsnamens von Rückersdorf kann man am besten in alten Urkunden nachvollziehen.
Zu beachten ist dabei allerdings, dass mehrere Ortsnamen bzw. Bezeichnungen
in manchen Urkunden für den selben Ort gebräuchlich waren. |
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Ortsgeschichte im Überblick: | |
bis
ins 8. Jahrhundert |
Bis
ins 8. Jahrhundert gab es wahrscheinlich entlang des Pegnitztales erste
Siedlungs- und Rodungstätigkeit, die auch im heutigen Gemeindegebiet
von Rückersdorf im Pegnitztal stattgefunden haben dürfte. Einige
Funde deuten auf eine Besiedelung bereits in der Mittelsteinzeit (8000
bis 4000 v.Chr.) hin, mit Sicherheit von der Bronzezeit bis zum 4. Jahrhundert
vor Christus. |
8.
Jahrhundert bis 1234 |
Im
8. Jahrhundert begann mit dem Vordringen des fränkischen Stammes
der Markomannen nach Süden die systematische Besiedelung und politische
Organisation der fränkischen und nordbayerischen Flusstäler
von Norden herein. In diese Zeit dürfte auch der Ursprung des Ortsnamens
Rückersdorf fallen. |
1234 |
In
diesem Jahr erste urkundliche Erwähnung Rückersdorfs, und zwar
in einer Urkunde Kaiser Heinrichs VII, in welcher ein "Albertus de
Ruchesdorf" als Zeuge genannt wird. |
bis
1311 |
Rückersdorf
ist Sitz eines Reichsministerialiengeschlechts. Diese Reichs-ministerialien
standen im Dienste des Kaisers und erhielten von diesem größere
Gebiete als Lehen oder zum Eigenbesitz. Sie hatten neben Organisationsaufgaben
für die militärische Sicherung des ihrigen Gebietes zu sorgen.
Ursprünglich aus unfreiem Stand gelang es ihnen bis in den niederen
Adel aufzusteigen. |
ab
1350 |
Rückersdorf
wird als Fuhrmanns- und Poststation immer bedeutsamener, da u.a. unter
Kaiser Karl IV. der Osthandel mit Böhmen (Prag und Eger) eine Blütezeit
erlebte und die direkte Verbindung Nürnbergs mit dem Osten durch
Rückersdorf führte. |
ab
1353 |
Rückersdorf
wird unter die Verwaltung der böhmischen Herzöge gestellt. |
1429 |
Rückersdorf
wird Sitz einer sog. Forsthube. Diese Institution hatte die Verwaltung
des Reichswaldes um Nürnberg zur Aufgabe. Insgeamt sind 6 Forsthuben
im Nürnberger Reichwald nachweisbar. |
1447
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Bau
einer Kirche in Rückersdorf
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1504 |
Eroberung
des Gebietes der Pegnitz ostwärts durch die Reichsstadt Nürnberg. |
1505/6 |
Rückersdorf
wird Sitz einer Oberen Hauptmannschaft. Hauptmannschaften wurden durch
den Nürnberger Rat gebildet, um den in einem Gebiet ansässigen
Bauern in Kriegszeiten eine gewisse Organisation zu geben. In einer Oberen
Hauptmannschaft wurden mehrere Dörfer der näheren Umgebung zusammen-gefasst.
Der Sitz der Oberen Hauptmannschaft war bei Alarm auch zugleich Sammelplatz.
Die Obere Hauptmannschaft Rückersdorf umfasste die Orte Wetzendorf,
Letten, Himmelgarten, Röthenbach, Heuchling, Strengenberg und Kotzenhof.
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1508 |
Rückersdorf
erhält seinen eigenen Geistlichen. |
1552/53 |
Rückersdorf
wird im Markgrafenkrieg schwer in Mitleidenschaft gezogen; der Herrensitz
wird abgebrochen, die Glocken der Kirche geraubt und die Kirche selbst
geplündert. |
1618
- 1648 |
Im
Dreißigjährigen Krieg wurde Rückersdorf mehrmals u.a.
wegen Durchzügen und Einquartierungen von Soldaten schwer in Mitleidenschaft
gezogen. So sind z.B. Einquartierungen der Soldaten aus dem Heer Tillys
in den Jahren 1631 und 1632, die Einqaurtierung des Hofstaates Wallensteins
1631 sowie mehrere Einquartierungen und Durchzüge kaiserlicher Soldaten
unter dem Kommando eines Generals Aldringer bekannt. Am Ende des Krieges
gab es in Rückersdorf noch 8 Haushalte. |
bis
1792 |
Wiederaufbau
der Gehöfte und der Kirche. Die Zahl der Rückersdorfer Bevölkerung
steigt wieder auf c.a. 35 Haushalte an. |
1796 |
Das
östliche Nürnberger Umland, und so auch Rückersdorf, werden
unter preußische Verwaltung gestellt. |
1806 |
Nürnberg
und damit auch Rückersdorf, als einer der Nürnbergischen Orte,
kommen wieder unter bayeriche Herrschaft und werden dem sog. Rezatkreis
zugeordnet. [Gemeindekarte von 1810] |
1871 |
Beginn
des Baus der Eisenbahnlinie rechts der Pegnitz. Dieser Bau bedingte nun
eine Phase der wirtschaftlichen Aufbaus in Rückersdorf, was zunächst
den Gastwirten und Geschäftsleuten Nutzen brachte. Direkt ermöglichte
es aber auch der Rückersdorfer Bevölkerung, sich gut bezahlte
Arbeit in der Stadt Nürnberg zu suchen. Dadurch konnte der Wohlstand
im Allgemeinen verbessert werden und Rückersdorf sich wirtschaftlich
erholen. Durch den Bau der Eisenbahn gewann Rückersdorf und u.a.
die Ludwigshöhe eine große Bedeutung für den Fremdenverkehr,
da Nürnberger Bürger gerne die Ludwigshöhe als beliebtes
Ausflugsziel nutzten. |
1896 |
Ein
zusätzlicher Haltepunkt "Ludwigshöhe" wird eingerichtet. |
bis
1914 |
Rückersdorf
wandelt sich im Zuge der Industrialisierung von einem rein agrarisch geprägten
Ort zu einem Ort mit einem bescheidenen Wohlstand, zu dem die Fabrikarbeiter,
die in den Fabriken Nürnbergs arbeiteten, und die ersten Dienstleistungsberufe
beitrugen. In Rückersdorf erfuhr auch die Gastronomie durch die steigende
Bedeutung als Ausflugsziel einen Aufschwung. |
1914
bis 1918 |
Im
Ersten Weltkrieg wurden 172 Männer zur Reichwehr eingezogen, 53 von
ihnen kehrten nicht mehr zurück. Ansonsten war Rückersdorf u.a.
ab 1916 durch eine sich ständig verschlechternde Versorgungslage
an Lebensmitteln sowie an Kohle und Holz vom Kriegsgeschehen betroffen.
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1918
bis 1933 |
In
der Nachkriegszeit hatte Rückersdorf zunächst mit den allgemeinen
politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. So mußte
zu Beginn der 30er Jahre die Gemeinde durch die hohe Arbeitslosogkeit
eine erhebliche Einbuße an Steuern und Abgaben hinnehmen, wobei
gleichzeitig die Ausgaben für die allgemeine Wohlfahrt erheblich
anstiegen. 1933 wohnten gut 1500 Personen in Rückersdorf. |
1933
bis 1939 |
Im
Zuge der Gleichschaltung veschwanden bis Juli 1933 alle politsischen Parteien
und Vereine außer der NSDAP und ihrer entsprechenden Organisationen
aus dem öffentlichen Leben Rückersdorfs. Ab 1933 veränderte
sich die wirtschaftliche Situation der Bewohner Rückersdorf zusehends
zum Positiven, indem z.B. 1933 der Bau einer Wasserversorgung begann,
1934 Ludwigshöhe und Strengenberg an diese Wasserleitung angeschlossen
wurden und bis Kriegsbeginn 1939 eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen
war, die nicht nur dringend benötigten Wohnraum schuf, sondern auch
für das örtliche Handwerk eine Menge an Aufträgen brachte. |
1939
bis 1945 |
Auch
der Zweite Weltkrieg hinterließ direkte Spuren in Rückersdorf.
Insgesamt hatte Rückersdorf 108 gefallene und vermisste Soldaten
zu beklagen. Durch die Nähe zu Nürnberg hatte Rückersdorf
ab 1942 unter den Luftangriffen der Alliierten zu leiden, u.a. am 30.
März 1944, als ein Bombenteppich, der offenbar Nürnberg gegolten
hat, zu weit östlich abging und somit die Bomben auf das Gemeindegebiet
fielen. Ein weiteres Problem, das sich gegen Ende des Krieges noch vergrößerte,
war die zunehmende Anzahl an Flüchtlingen in erster Linie aus dem
Osten des Reiches und eine große Zahl an ausgebombten Einwohnern
meist aus Nürnberg. Gegen Ende des Krieges gab es zeitweise über
1000 Flüchtlinge und Ausgebombte, die in Rückersdorf untergebracht
werden mussten. |
1953 |
Die
Ortsteile Rudolfshof und Kotzenhof, die 1808 zu Rückersdorf gekommen
waren, werden aus dem Gemeindegebiet ausgegliedert und nach jahrelangen
Verhandlungen auf Wunsch der Einwohner und auf Betreiben der Stadt Lauf
nach Lauf eingemeindet. |
bis
1970 |
Bis
1970 erfolgte der Ausbau Rückersdorfs zur Wohngemeinde. War die Zeit
nach dem Krieg geprägt von Not und Mangel, so gingen die Bürgermeister
der Nachkriegszeit daran,vornehmlich die Versorgung er Bevölkerung
mit Wohnraum und Einrichtungen des täglichen Bedarfs zu sichern,
denn Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten stellten ein erhebliches
Problem in Bezug auf die Wohnungssituation dar. Neue Baugebiete wurden
ausgewiesen und die allgemeine Bautätigkeit sorgte bald für
eine Verbesserung der Wohnsituation. |
1974
bis 1977 |
Im
Zuge der Gebietsreform in Bayern sollte auch Rückersdorf in einen
größeren Kommunalverband eingegliedert werden. Zur Diskussion
stand die Eingemeindung nach Lauf oder das Zusammengehen mit Schwaig,
Behringerdorf und Röthenbach. Durch die Überzeugungsarbeit der
damaligen Gemeinderäte und Bürgermeister gelang es dies zu verhindern.
Nicht zuletzt auf Grund der sehr guten finanziellen Situation der Gemeinde
teilte die Regierung in München 1977 mit, dass Rückersdorf als
eigenständige Gemeinde bestehen bleiben kann. |
Das Rückersdorfer Gemeindegebiet um 1810:
Die
Ortsteile Rudolfshof und Kotzenhof, die 1808 zu Rückersdorf gekommen
waren, wurden 1953 aus dem Gemeindegebiet ausgegliedert und nach jahrelangen
Verhandlungen auf Wunsch der Einwohner und auf Betreiben der Stadt Lauf
nach Lauf eingemeindet. |
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Die
Ludwigshöhe: Die Ludwigshöhe, die bis ins 19. Jahrhundert als "Schmalzberg" bezeichnet wurde, erhebt sich 409 m über NN zwischen dem Ortskern von Rückersdorf und der Stadt Lauf. Bereits 1504 als ein "guter Rastplatz" beschrieben entwickelte sich die Ludwigshöhe ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Ausflugsziel. Der Nürnberger Zimmermeister Johann Christian Viehbeck erwarb um diese Zeit 3 Tagwerk Land, erbaute ein Wohnhaus und richtete eine Gastwirtschaft in diesem Haus ein. Mit Entschließung des bayerischen Innenministeriums vom 29. Dezember 1864 wurde der Schmalzberg auf Antrag Viehbecks zu Ehren König Ludwigs II., der am 10. März 1864 den bayerischen Thron bestiegen hatte, in Ludwigshöhe offiziell umbenannt. Ursprünglich nur als Name für die Ansiedelung Viehbecks gebraucht, stetzte sich der Name Ludwigshöhe bald als Bezeichnung für den gesamten Schmalzberg durch. 1896 wurde der zunehmenden Bedeutung der Ludwigshöhe als Ausflugsziel der Nürnberger Bevölkerung dadurch Rechnung getragen, als in diesem Jahr im Zuge des Eisenbahnbaus ein Haltepunkt "Ludwigshöhe" errichtet worden ist. Das Ziel Viehbecks, die Ludwigshöhe als einen Vergnügungsort für die Nürnberger Bevölkerung einzurichten, wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreicht. Durch Veranstaltungen, wie etwa Sommerfeste, Sonnwendfeiern o.ä., sollen im Jahre 1905 ca. 40.000 Ausflügler und ca. 200 Kurgäste die Ludwigshöhe besucht haben. U.a. die Veranstaltungen sorgten für einen wahren Ansturm, so dass aus Erlenstegen beispielsweise die Leute zu Fuß kamen und Sonderzüge auf der Bahnlinie eingesetzt werden mussten, um den Besucheransturm zu bewältigen. Im Zuge dieser Beliebtheit der Ludwigshöhe gründete sich 1899 der Verschönerungsverein Rückersdorf, welcher zusammen mit dem 1912 gegründeten Verkehrs- und Verschönerungsverein Ludwigshöhe nicht nur kräftig Werbung für die Ludwigshöhe betrieben sondern auch Wanderwege nebst Markierungen, Ruhebänke und Orientierungstafeln installierte. Diese positive Entwicklung wurde durch den Beginn des Ersten Weltkrieges jäh unterbrochen. Heute ist die Ludwigshöhe
ein begehrtes und hochbezahltes Wohngebiet. Hatte die Besiedelung bis
1928, als gerade mal 12 Häuser auf der Ludwigshöhe standen,
eher geringe Bedeutung, setzte nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1955 eine
rege Besiedelungstätigkeit ein. In den 50er Jahren zählte die
Ludwigshöhe bereits 44 Häuser. Die "Bayernbodensiedlung",
die ab 1970 mit 23 Reihen- und 23 Doppelhäusern sowie 15 Einzelhäusern
errichtet wurde, trug dazu bei, dass sich der Südhang der Ludwigshöhe
zum Pegnitztal hin zu einer attraktiven, wenn auch nicht ganz günstigen
Wohnlage in Rückersdorf entwickelte. |
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Der Strengenberg:
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Der Strengenberg liegt am östlichen Abhang der Ludwigshöhe in Richtung Lauf und bezeichnet einen zur Rückersdorf gehörigen Weiler, der im Zuge der Ausbreitung des Ortes an der Ludwigshöhe mittlerweile mit dem Ort zusammengewachsen ist. Der Name dieses Weilers rührt wahrscheinlich von einer Familie Streng her. So hatte ein Eberlein Streng laut Eintragungen in einem Grundbuch des Nürnberger Katharinenklosters von 1514 einen Gutsbesitz mit Feldern, Wiesen und einem Stück Wald, welches sich am Schmalzberg, heute Ludwigshöhe, befunden habe. Somit ist sicher, dass das Gut Strengenberg in die Lehensherrschaft des Nürnberger Katharinenklosters gehörte. Lange
Zeit war dieses Gut, das sich aus einem Haupthaus und verschiedenen Nebengebäuden
zusammensetzte, die einzige Bebauung.
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Zur Geschichte des Ortes können Sie bei der Gemeindeverwaltung auch folgende zwei interessante Bücher erwerben |
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"Rückersdorf - ein Ort im Wandel"
Neben einer ausführlichen Darstellung der politischen Geschichte enthält dieses informative und leicht lesbar geschriebene Buch einen Überblick über die Geschichte der Kirchen und Schulen in Rückersdorf sowie der "Ortsteile" Strengenberg und Ludwigshöhe. Bibliographische
Angaben:
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"Rückersdorf heute " Dieser Bildband mit Fotos von Gerd Hirschmann gibt einen Einblick in die Vielfalt des Rückersdorfer Ortsbildes und des Gemeindelebens. Die Texte von Evi Kleinöder über die Geschichte des Ortes und von 1. Bürgermeister Werner Pleyer über die Partnergemeinde Sarntal in Südtirol runden dieses Buch ab. Bibliographische
Angaben: |